
Berufliche Neuorientierung als Erfolgsstrategie in der Transformation
03. Berufliche Neuorientierung muss nicht schwer sein!
Wichtig ist hierbei zu beachten, dass insbesondere die technologischen Kompetenzen für Spezialistinnen und Spezialisten der Branche Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) identifiziert wurden. Die digitalen Schlüsselkompetenzen sowie die klassischen und transformativen Kompetenzen hingegen werden hingegen branchen- und berufsübergreifend zunehmend wichtiger.
Die Technische Hochschule Nürnberg untersuchte bereits 2017 unter Leitung von Prof. Dr. Yasmin Mei-Yee Weiß, welche Kompetenzen im digitalen Zeitalter erfolgskritisch sind – diese bezeichnet sie als „Future Hot Skills“.
Dafür wurden Interviews mit 60 Expert/-innen aus Wirtschaft und Wissenschaft durchgeführt. Die deutliche Mehrheit von ihnen (85 Prozent) sah zum Befragungszeitraum einen (sehr) hohen Veränderungsbedarf bei den Kompetenzen von Beschäftigten und Führungskräften. Die „Future Hot Skills“ sind dadurch gekennzeichnet, dass sie von hoher zukünftiger Bedeutung und gleichzeitig in knappem Maß am Arbeitsmarkt vorhanden sind.
Dazu zählen „insbesondere analytische Kompetenzen zum zielgerichteten Umgang mit Big Data, übergreifendes technologisches Verständnis, Kompetenzen zum zielgerichteten Umgang in der Mensch-Maschine-Interaktion, übergreifende IT-Kompetenzen, Kompetenzen zum zielgerichteten Umgang mit künstlicher Intelligenz, IT-Security-Kompetenzen, Fähigkeiten zur interdisziplinären Zusammenarbeit, Kreativitäts- und Innovationskompetenz sowie Flexibilität und Anpassungsfähigkeit.“
Im Gegensatz dazu stehen die „Risky Skills“, die an Bedeutung verlieren werden, aber auf dem Arbeitsmarkt häufig verfügbar sind. Dazu gehören „repetitive Aufgaben nach Standardvorgaben […] sowie Kompetenzen, die bei nichtstrategischen, nicht-kreativen und nicht-emotionalen Aufgabengebieten eingesetzt werden“.
Beide Studien deuten darauf hin, dass eine Affinität für digitale Arbeitsweisen und sowie ein grundlegendes Technologieverständnis in zunehmend mehr Berufen erforderlich werden. Dies bedeutet nicht, dass nur IKT-Spezialistinnen und Spezialisten künftig gesucht werden, aber dass ein Umgang mit digitalen Technologien oder Maschinen in diversen Arbeitssituationen erforderlich werden kann.
Vielseitige Förderangebote unterstützen die berufliche Neuorientierung
Unabhängig von den Hintergründen und Umständen – berufliche Neuorientierung ist mittlerweile weit verbreitet und eröffnet Menschen neue Perspektiven. Oft sind Bildungsangebote der Schlüssel für diese Form der beruflichen Veränderung. Grundsätzlich lässt sich zwischen drei Typen der beruflichen Weiterbildung differenzieren: Bei der Anpassungsfortbildung handelt es sich um Zusatzqualifizierung im Rahmen des erlernten Berufs. Eine Aufstiegsqualifizierung ermöglicht die vertikale berufliche Weiterentwicklung ausgehend vom erlernten Beruf, z.B. die Meister-Ausbildung. Bei der beruflichen Umschulung handelt es sich um eine berufliche Qualifizierung in ein neues Berufsfeld.
Zusätzlich besteht ein breites Angebot, um Schulabschlüsse – auch berufsbegleitend – nachzuholen, ein (Fach-) Hochschulstudium zu absolvieren, eine Zweitausbildung aufzunehmen oder mithilfe von modularen Teilqualifikationen Zugang zu neuen Berufsfeldern zu erhalten. Es gibt für jede Lebenssituation und Qualifikationsstufe passende Angebote, um sich weiterzuentwickeln. Das Bildungssystem in Deutschland ist von einer hohen Durchlässigkeit gekennzeichnet.
Für Arbeitslose oder Personen, die von Arbeitslosigkeit bedroht sind, besteht die Möglichkeit der finanziellen Unterstützung durch die Bundesagentur für Arbeit. Der Bildungsgutschein kann beispielsweise für Umschulungen oder dem Nachholen von Berufsabschlüssen genutzt werden. Die Initiative „Zukunftsstarter“ fördert beispielsweise Umschulungen für junge Erwachsene im Alter von 25 bis 35 Jahren, die einen Berufsabschluss erwerben möchten und bisher noch keinen beruflichen Abschluss erworben haben oder seit mindestens vier Jahren nicht mehr im erlernten Beruf arbeiten.
Passt eine mehrjährige Umschulung nicht in die persönliche Lebenssituation, können berufsanschlussfähige Teilqualifizierungen ein passender Weg zur beruflichen Umorientierung sein. Teilqualifizierungen sind Weiterbildungsmaßnahmen, bei denen Lerninhalte anerkannter Ausbildungsberufe in Modulen vermittelt werden. Nach Abschluss eines Moduls erhalten die Teilnehmenden ein entsprechendes Zertifikat. Werden alle Module eines Ausbildungsberufes abgeschlossen, kann eine Externenprüfung bei der zuständigen Kammer abgelegt werden. Teilqualifikationen können über die Bundesagentur für Arbeit gefördert werden.
Das ESF+-Förderprogramm QualiScheck des Landes Rheinland-Pfalz bietet finanzielle Unterstützung für kürzere berufsbezogene Weiterbildungen. Für Menschen, die innerhalb ihres Berufsfeldes vertikal aufsteigen wollen, besteht die Option, das Aufstiegs-BAföG in Anspruch zu nehmen. Dabei werden über 700 Fortbildungsabschlüsse wie Meister/-in, Fachwirt/-in, Techniker/-in, Erzieher/-in oder Betriebswirt/-in gefördert.
